Das Epos der Luxuszüge
Nach Amerika erreichen Luxuszüge Europa. Sie wurden von einem visionären Belgier auf den Kontinent gebracht: Georges Nagelmackers. Der junge Lütticher Ingenieur, 1876 Gründer der Compagnie Internationale des Wagons-Lits und Schöpfer des legendären Orient-Express, wird den Zugverkehr revolutionieren. Er machte sich auf, Europa und Asien per Bahn zu erobern und bot seinen wohlhabenden Kunden die Möglichkeit, in einigen der luxuriösesten und komfortabelsten Züge der Welt zu reisen.
Die Schlafwagen
Wusstest du dass der belgische König Leopold II. ein begeisterter Eisenbahnfan war? Als der Ingenieur Georges Nagelmackers ihm von seinem großen Traum von den Schlafwagen erzählt, zögert der König, der für seinen Geschäftssinn bekannt ist, nicht einen Augenblick. Er unterstützt das Vorhaben und damit beginnt eine neue Ära in der Geschichte der Eisenbahn.
Porträt von Georges Nagelmackers, Coll. Paul Pastiels, 1898.
Modell des "Pullman" 4074 der Compagnie Internationale des Wagons-Lits.
Innenansichten der Halle 4 der Train World : Compagnie Internationale des Wagons-Lits.
Es hatte jedoch nicht gut begonnen … Nagelmackers, der viele Monate in den Vereinigten Staaten verbracht hatte, kehrt mit der Absicht nach Belgien zurück, das amerikanische Konzept der bequemen Pullman-Schlafwagen zu übernehmen und noch zu perfektionieren. Nur streicht ihm seine Familie, bestehend aus reichen Industriellen, den Unterhalt: Schlafwagen?! Was für eine Schnapsidee! ... Er lässt sich jedoch nicht entmutigen und findet in Leopold II. einen großartigen Verbündeten.
Die Compagnie internationale des Wagons-Lits
Nagelmackers konzipiert zunächst Standardmaterial für Strecken, die durch mehrere Länder verlaufen. Am Ende des 19. Jahrhunderts sind die technischen Normen der Eisenbahn nämlich von Land zu Land unterschiedlich, sodass die Reisenden an den Grenzen den Zug wechseln müssen. Außerdem verhandelt er mit den Ländern, durch die gefahren wird, um die Zollformalitäten zu erleichtern.
Vor allem verwandelt er die Eisenbahnfahrt, die damals recht spartanisch war, vollkommen. Er richtet in diesen Schlafwagen luxuriöse Privatabteile ein, mit einem Waschraum, entwirft Restaurantwagen, einen Rauchsalon und einen Salon mit Piano. Das Ganze wird durch einen Service in Szene gesetzt, der dem in den größten Luxushotels in nichts nachsteht.
Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs besitzt die Compagnie Internationale des Wagons-Lits 31 Luxuszüge und betreibt unter anderem den Nord Express, der von Ostende und Paris abfährt und weiter über Brüssel nach Berlin, Warschau, Moskau und Sankt-Petersburg fährt. Der Oiseau Bleu verbindet Antwerpen mit Brüssel und Paris.
In den 1920er Jahren wird die Ausstattung moderner. Die Intarsien, Leuchten und bunten Fenster des Künstlers René Lalique sorgen für die berühmte Atmosphäre der „Goldenen Zwanziger“, die die Blütezeit der Compagnie darstellen. Der Mythos ist ins Rollen gebracht.
Les chemins de fer dans l'actualité 1927 : Etoile du Nord (Réf. F1163_3_C12329)
Vom 26. Oktober 2021 bis zum 17. April 2022 beherbergt die Train World die Sonderausstellung zur Erfolgsgeschichte des Orient-Express und zu dem Mann, der als Vater dieses Zuges gilt – der aus Lüttich stammende Georges Nagelmackers.
Aus diesem Anlass werden die legendären Wagen des Orient-Express in Brüssel zu sehen sein. Als Flaggschiff des Festivals Europalia Trains & Tracks zeigt die Ausstellung dekorative Kunst und einzigartige Dokumente zur sensationellen Geschichte des Orient-Express und der Schlafwagengesellschaft Wagons-Lits.