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175. Jahrestag der Eisenbahnverbindung zwischen Brüssel und London

1846 - 2021


175. Jahrestag der Eisenbahnverbindung zwischen Brüssel und London über eine Seeverbindung zwischen Ostende und Dover.

 

    Alles begann mit dem Postverkehr! Die ersten Postverbindungen zwischen Belgien und England wurden am 8. April 1815 mit Segelschiffen unter englischer Flagge aufgenommen. Nach 1838 und der Einweihung der Eisenbahnlinie Ostende-Brüssel und der Eisenbahnlinie Dover-London im Jahr 1841 beschloss die belgische Regierung, eine belgische Dampfschiffverbindung zu organisieren. Das Gesetz vom 9. Juli 1845 verfügte daher die Organisation einer täglichen Verbindung durch den belgischen Staat sowie den Bau von Dampfschiffen unter belgischer Flagge. Diese Linienschiffe boten hatten mehrere tägliche Abfahrten mit direktem Anschluss an Personenzüge sowohl nach Dover als auch nach Ostende.
Post- und Personenverkehr wurden daraufhin zusammengelegt, und am 5. Februar 1846 wurde im Belgischen Staatsblatt der Erlass zur Regelung der Dampfschifffahrtslinie Ostende-Dover veröffentlicht. Nur 11 Jahre nach der Einweihung der ersten belgischen Eisenbahn von Brüssel nach Mechelen (5. Mai 1835) war damit die erste belgische Verbindung zwischen dem kontinentalen Netz und England in Betrieb genommen. Natürlich spielte diese Verbindung eine wichtige Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung der belgischen Küste.

 

 

 

 

 

Allererstes Mal 

Das erste Linienschiff, zunächst „Chemin de Fer“ und später „Diamant“ genannt, wurde 1846 von einer englischen Firma geliefert. Diesen Namen erhielt es, weil Belgien das erste Land auf dem Kontinent war, das sich die Entwicklung der Eisenbahn als Netzwerk vorstellte. Nach Auffassung Belgiens ergänzte also diese Seepassage sein Eisenbahnnetz .
Am Montag, dem 3. März 1846 trafen gegen Mittag die zur Einweihung der „Chemin de Fer“ geladenen Persönlichkeiten mit einem Sonderzug aus Brüssel ein.  Am nächsten Tag, Dienstag, dem 4. März, legte um sieben Uhr morgens die „Chemin de Fer“ nach Dover ab. Dort gingen die Passagiere und Gäste vom Vortag gegen Mittag von Bord.  Eine erste Überfahrt, die somit 4 Stunden und 58 Minuten dauerte.
 

„La malle Ostende – Douvres“: die Einladung zum Reisen

Anfänglich machte das belgische Linienschiff zwei Fahrten pro Woche. Im Jahr 1846 wurden auf der Linie Ostende-Dover 12.698 Passagiere befördert.
Im Jahr 1863 sorgte Belgien allein für vier Überfahrten pro Tag!
Später wurden größere und schnellere Schiffe in Auftrag gegeben, wodurch sich die Zahl der täglichen Überfahrten erhöhte und sich die Fahrzeiten verkürzten. So beförderte die Linie Ostende-Dover im Jahr 1963 mehr als 1,2 Millionen Fahrgäste!
Parallel zu dieser Entwicklung setzten sowohl die britische als auch die belgische Eisenbahn auf Werbekampagnen, die für Kultur- oder Badetourismus warben.

 

 

 

Zwischen 1929 und 1939 verkehrte der Pullman-Express zwischen Ostende und Köln. Er legte die Strecke London-Köln in etwa zehn Stunden zurück.

Der TEE Saphir verkehrte von 1957 bis 1979 zwischen Ostende-Brüssel-Frankfurt, auf einer Strecke, die zuvor vom Pullman-Express Ostende-Köln bedient wurde. Im Jahr 1979 wurde der Zug in das InterCity-Netz aufgenommen. Am 31. Mai 1987 wurde das EuroCity-Netz eingeführt und der Saphir durch den EC Memling ersetzt.

1962 1968 1969
1974 1962 1972

 

Vom internationalen zum Bahnhof Ostende

 

1894 verband der „Ostende-Wien-Express“ Ostende und Brüssel mit Wien (Österreich). Im Sommer 1900 erfolgte der Anschluss an den Orient-Express, und die Verbindung wurde in „Ostende-Wien-Orient-Express“ umbenannt – die Verbindung Amsterdam-Bukarest über Köln, Wien und Budapest.

Ab 1896 unterhielt die Internationale Schlafwagen-Gesellschaft (Compagnie Internationale des Wagons-Lits, CIWL) die Verbindung Paris-Ostende-Lüttich-Berlin-St. Petersburg, und zwar bis 1939. Dies war der Nord-Express.

Im Jahr 1993 wurde deze treindienst von naam Euronight aufgenommen.

 

 

1981 1984

 

 

Ein jäher Absturz: Warum?

Die Antwort liegt im Wesentlichen in 2 Worten: Eurotunnel und Eurostar.
Faktisch ließ mit der Eröffnung des Eurotunnels bzw. der Einweihung des Eurostar im Jahr 1994 die Attraktivität der Reise nach London mit „La malle Ostende – Douvres“ für die Öffentlichkeit merklich nach. Und zwar so sehr, dass die Fährgesellschaften ihre Preise massiv senkten. Am Anfang funktionierte es! Der Preis für die Schiffsfahrt war so niedrig, fast kostenlos, und gleichzeitig war der Eurostar, ein Opfer seines eigenen Erfolgs, so voll und der Preis für die Fahrt so viel teurer, dass die Leute auf die Fähren bevorzugten. 
Dann setzten sich nach und nach die Argumente für den Eurotunnel und den Eurostar durch. Mit einer 35-minütigen Fahrt mit dem Auto oder Shuttlebus durch den Eurotunnel und einer 20-minütigen Fahrt mit dem Eurostar war die Konkurrenz für die Fähren groß.
Infolgedessen bot die belgische Eisenbahn immer weniger Züge mit direktem Anschluss an die Abfahrten der Passagierschiffe an. Auch die Werbung für diese kombinierte „Bahn + Schiff“-Reise wurde eingestellt, weil die Formel nicht mehr attraktiv war. Auch Thalys wird seinen Hochgeschwindigkeitszug, der seit Ende der 1990er Jahre Ostende und Paris verbindet, einstellen. Tatsächlich wurde er nur von sehr wenigen Fahrgästen genutzt. Von so wenigen, dass er sogar den Spitznamen „Phantom-Thalys“ erhielt.
Die belgische Erfolgsgeschichte endete im März 1997 mit dem Verschwinden der belgischen Reederei RTM.

JetFoil, ein echter Trumpf für den Linienverkehr

Ab 1981 betrieb die Régie des Transports Maritimes (RTM) neben den herkömmlichen Fähren auch Jetfoils, Tragflügelboote ausschließlich für die Personenbeförderung. Die JetFoil Erfindung von Boeing wird von zwei Turbinentriebwerken angetrieben, der Vortrieb erfolgt durch Wasserstrahldüsen.
Die Anschaffung dieser Technologie ermöglichte es RTM, die Dauer der Überfahrt von 4 Stunden auf 100 Minuten zu senken. Diese Boote waren bei umsteigenden Bahnreisenden beliebt, und es war ein Aufpreis zu zahlen.

 

Die 90er Jahre: der Anfang vom Ende

Nach diversen Kooperationen (mit Sealink, Townsend-Thoresen, P&O…) benannte sich die Régie des Transports Maritimes (RTM) im Jahr 1990 in RTM „Oostende-Dover“ um. 1993 ging sie eine Partnerschaft mit dem Unternehmen Sally Line ein, das sich entschloss, sein Terminal in Dover zum Terminal im Hafen von Ramsgate zu verlegen. Dies war der Anfang vom Ende.
  • Pünktlich zum 150-jährigen Jubiläum verschwindet „La malle Ostende – Douvres“. Am Freitag, dem 31. Dezember 1993, um 13.30 Uhr, verließ die Fähre „Prins Filip“ Ostende zu ihrer letzten Überfahrt von Ostende nach Dover.
 
 

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